In meinem letzten Leserbrief kam ich zum Schluss, dass im Schweizer Gesundheitswesen niemand Verantwortung für die Kostenentwicklung übernimmt und das gesetzliche Gebot von «Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit» der Behandlungen zu kurz kommt. Als Konsequenz davon steigen die Kosten und Prämien von Jahr zu Jahr munter weiter. Da sich all die strukturellen Probleme nicht mit einer einzigen Massnahme ausmerzen lassen, gilt es, kleine Schritte gehen, um etwas zu bewirken. Ein solcher Schritt könnte bspw. eine Gebühr für Bagatellfälle auf dem Spitalnotfall sein.
In den vergangenen Wochen mehrten sich die Medienberichte, wonach die Notaufnahmen der regionalen Spitäler zum Bersten voll seien. Die Konsequenz davon sind verstopfte Infrastrukturen, lange Wartezeiten, hohe Kosten und gestresstes Personal. Schätzungen zeigen, das gut ein Drittel der Personen, die auf der Notfallstation vorstellig werden, ohne Weiteres durch einen Hausarzt behandelt werden könnten. Ein Problem dabei ist das mangelnde Bewusstsein vieler Leute, dass die Hausärzte als Grundversorger im Schweizer System die erste Anlaufstelle für medizinische Probleme sind. Eine «Notfallgebühr» kann da Abhilfe schaffen, um die Sensibilität der Leute bei diesem Thema zu erhöhen. Damit das Ganze aber funktionieren kann, braucht es vor allem eines: Gute Rahmenbedingungen für die Grundversorger, damit genügend Hausärztinnen und Hausärzte ihre Dienste anbieten können. Dafür stehe ich ein.
Leserbrief aus dem Wochenblatt vom 19. Januar 2023