Im Gesundheitswesen nach Problemen zu suchen ist in etwa so, als würde man Fische aus dem Fass angeln: Es beisst immer etwas an. Da es sich beim Schweizer System allerdings um ein komplexes Zusammenspiel von Patienten/Versicherten, Krankenversicherern, Leistungserbringern und Behörden handelt, ist es extrem schwierig, dabei den Überblick nicht zu verlieren.
Am besten fängt man also simpel an und weist darauf hin, dass die stetig steigenden Prämien das Resultat stetig anwachsender Kosten sind. Diese Kosten verursachen wir, wenn wir wegen eines einfachen Schnupfens zum Hausarzt gehen und darauf bestehen, ein – in solchen Situationen wirkungsloses – Antibiotikum verschrieben zu bekommen. Diese Kosten verursachen aber auch die Leistungserbringer, wenn ein Spital den Röntgenbildern des Hausarztes nicht traut und lieber selbst noch eine eigene Aufnahme anfertigen lässt. Und schliesslich verursachen auch die Krankenversicherer diese Kosten, wenn sie zweifelhafte Arztrechnungen bezahlen, weil die Abklärungen kompliziert, langwierig und bürokratisch wären.
Der Platz reicht nicht, Ihnen bereits heute pfannenfertige Lösungen zu präsentieren. Ich belasse es daher bei der Feststellung, dass im Schweizer Gesundheitswesen niemand Verantwortung für die Kostenentwicklung übernimmt und das gesetzliche Gebot von «Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit» nicht gelebt wird. Und so steigen die Kosten und Prämien von Jahr zu Jahr munter weiter.
Leserbrief aus dem Wochenblatt vom 12. Januar 2023